Wir sind seit Dawson Creek auf dem Alaska Highway unterwegs. Der Highway wurde in den 1940er Jahren vom Militär gebaut unter erschwerten Bedingungen. Moskitos, Hitze, Kälte und der morastige Untergrund dürften wohl die größten Hindernisse gewesen sein. Für die Allgemeinheit wurde die Strecke in den 1970er Jahren eröffnet. Damals noch unbefestigt und abenteuerlich, heute komplett geteert. Fährt man ab vom Highway kommt der Schotter und wenn man will, das Abenteuer.
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Fotografiert hat uns Alexander aus Portugal. Er ist seit 4 Monaten mit seiner GS 1200 unterwegs. Gestartet ist er in Ushuaia, Patagonien, in 10 Tagen möchte er Anchorage erreichen, dort ist seine große Tour zu Ende. Mit seinem Motorrad wird er von dort den Rückflug antreten, im Reisegepäck Unmengen an Eindrücken.
Respekt.....kann man da nur sagen.
Die Orte werden weniger und kleiner....das gefällt uns und die Tiere, die seelenruhig am Straßenrand Siesta halten oder friedlich dahingrasen, werden immer mehr.
Falls einer daran denkt, solch ein Highway könnte langweilig sein, der hat sich aber wirklich getäuscht. Vor lauter Stops und Tierbeobachtungen kommen wir oft gar nicht weiter.
Kurz vor den Liard Hotsprings sind wir von Sylvia und Werner aus der Schweiz entdeckt worden. Zwei weltoffene und sehr nette Zeitgenossen....sie haben direkt unseren Stellplatz am Fluss übernommen. Die beiden sind mit ihrem MAN hier in Kanada unterwegs und schreiben auf ihrer Homepage www.expi.ch.
Hab ich schon erwähnt, dass wir hier auf Bäderreise sind?
Wir waren inzwischen in drei der heißen Schwefelquellen. Letztere waren die Liard Hotsprings....wir haben's erst bis abends geschafft und durften zur Belohnung auch noch kostenfrei in dieses wunderschöne Naturbad....ein Traum von 52 Grad bis 36 Grad.
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24.06.
Wir haben die Provinz Yukon erreicht und bis abends Watson Lake. In Watson Lake ist ein einmaliger Schilderwald. Beim Bau des Alaska Highway hat ein junger Mann vor lauter Heimweh das erste Schild befestigt, inzwischen sind es um die 85.000 aus aller Welt.
Da wir natürlich auf das alles nicht vorbereitet waren, mussten wir abends noch kreativ werden und haben unser Schild kreiert😊...nicht schön, aber einmalig.
25.06.
Wer den Hermann kennt weiß, dass er gerne mal den längeren Weg nimmt...so konnten wir den Alaska Highway nicht geradeaus fahren, sondern es ging weiter über den Campbell Highway. Außer Baustellenfahrzeuge war so gut wie nix unterwegs auf diesen 580 km und das mit gutem Grund. Besonders die Baustelle die so um die 10 km lang war, war teils mit knietiefem Matsch bedeckt. Mit Allrad ging das gerade mal so, aber schön ist anders.
Ganz am Schluss des Highways haben wir zur Erholung zwei Nächte am Little Salmon Lake verbracht, zwei nette Schweizer kennengelernt und so die Zeit mit Boot fahren, Brot backen und ratschen verbracht.
Heidi lebt noch in der Schweiz, Uli ist ein echter Trapper, es war wirklich sehr interessant aus dem Leben der beiden zu erfahren.
29.06.
Morgens saß ein Golden Eagle in Sichtweite, aber nicht in Brennweite meines Handys auf dem Baum....majestätisch wie ein Steinadler.
Auf der Weiterfahrt ein Stachelschwein gesehen....und dann kam der Yukon. Ein beeindruckendes, mächtiges, schnellfließendes Gewässer..mitten drin die Five Finger Rapids. Ehemals eine schwere Schiffspassage, zur Zeit des Goldrauschs wurden die Felsen mit Schaufelraddampfer umschifft. Kein leichtes Unterfangen...stromaufwärts waren die Schiffe an Stahlseilen gesichert und zogen sich an diesen hoch.
Unser heutiger Schlafplatz: direkt am Yukon😊
30.06.
Schon wieder sind wir ziemlich unorganisiert...die Dieseltanks sind zwar voll, aber der Rest lässt schwer zu wünschen übrig. Einkaufsgelegenheit gab es nur in Carmack, so sind wir nur mit halber Ausstattung auf den Dempster Highway abgebogen. Wie immer war ich total überrumpelt, dachte wir schauen erstmal nach Dawson City rein, war aber nicht so...und so wollte mein innerstes schon nicht wirklich auf diese Strecke zum nördlichsten Punkt Kanadas.
Gut, der Hermann hat am nächsten Tag gepunktet mit dem Fang von 4 Äschen, aber nach Inuvik sind es 734 km.
02.07.
Erste Anzeichen von Zivilisation, Eagle Plains, nach 369 km eine sehr rustikale Versorgungsstation inmitten der Wildnis. Das Wetter ist schlecht, die Piste ist aufgeweicht. Innerhalb weniger Regenstunden weicht die beinharte Piste auf in eine rutschige Lehmpiste. Besser ist es man fährt erst wieder wenn die Gräter den Matsch weggeschoben haben. Wir sind aus unserem Schlamassel gerade so herausgekommen, andere haben das nicht so gut hinbekommen, Tage zuvor ist ein LKW mit seinem Anhänger im Straßengraben gelandet, ein Motorradfahrer ist gestürzt und seine Beifahrerin hat sich wohl das Bein gebrochen.
03.07.
Wir nähern uns dem Arctic Circle, dem Polarkreis. Bis hierhin wollten wir unbedingt, jetzt haben wir das geschafft...sind durch unwirkliche Landschaften gefahren, vorbei an roten Flüssen, haben keine Nacht gesehen, nur Abendrot kurz vor ein Uhr nachts, das Licht ist wunderbar.
Als letzte Dreingabe fahren wir bis zur Grenze zu den Northern Territories...wollte doch Karibus sehen.
Das kam aber ganz anders...kaum war unser BayerMAN abgestellt kam hupend Karin und Manfred angerauscht. Die zwei waren mit ihrem Mercedes ganz oben in Tuktoyaktuk, am nördlichsten Punkt Kanadas. Für die beiden ist das ein wichtiger Waypoint ihrer seit 5 Jahre dauernden Reise von Patagonien durch ganz Südamerika, Mittelamerika, Nordamerika und Kanada.
Im Oktober werden die beiden von Halifax auf den europäischen Kontinent übersetzen.
Wir kannten Karin und Manfred bisher nur durch ihre Homepage www.die-ausreiser.de.
Es war eine große Freude, dass wir uns hier getroffen haben.
Die nächsten Tage schlagen wir gemeinsam unser Lager auf, auch in Dawson City verbringen wir gemeinsame Zeit.
06.07.
Zurück in die Zivilisation.....wir haben zuerst Bonanza Creek erreicht, dort wird bis heute Gold geschürft. Für die Öffentlichkeit gibt es Claims, dort darf jeder sein Glück versuchen. Alle anderen Claims sind dicht an dicht, die Landschaft ist komplett umgepflügt, es hört nicht auf, obwohl der Goldrausch doch so lange zurück liegt und gerade mal 4 Jahre angehalten hat.
Die Autos sind dunkelbraun...und brauchen Pflege
Endlich in Dawson City...wir landen im Salon im Downtown Hotel mit live Pianomusik im ganz alten Stil mit Schwingtüren am Eingang, so wie man sich das vorstellt im Wilden Westen.
Wir verbringen einen gemütlichen Tag in der Stadt, haben bei den Wettbewerben im Goldwaschen zugesehen, haben Eis gegessen und haben so den Tag vertrödelt. Abends treffen wir uns in Diamond Tooth Gerties Gambling Hall. Mit Gesang und Can Can, an den Tischen wird Black Jack, Roulette und an den einarmigen Banditen gespielt.
08.07.
Karin und Manfred verabschieden sich, wir suchen etwas Ruhe auf dem Midnight Dome. 600 m über der Stadt bietet der Berg eine perfekte Rundumsicht und.....Ruhe.
09.07.
Wir fahren mit der Fähre über den Yukon und nähern uns der Grenze zu Alaska.
Der Grenzübertritt äußerst easy, nur einige Fragen vom Officer nach Feuerholz, Waffen, Drogen und Haustiere. Keine Fahrzeugkontrolle, nur noch Fingerabdrücke nehmen und schon wurde uns ein Visum für ein halbes Jahr in den Reisepass getackert.
Die 12 Dollar Gebühren hat uns der Officer geschenkt, er konnte nicht wechseln. Er hat nur gemeint, in Chicken sollen wir einkehren und das Geld auf den Putz hauen....
Die ersten Kilometer in Alaska und wir sehen die langersehnten Karibus...eine große Herde weit oben auf dem Bergrücken....
wunderschön 😊
Und anständig wie wir sind suchen wir nach dem Cafe in Chicken und finden eine absolut coole Bar mit ebensolchen Leuten.
Wir haben die Nacht in Delta Junction verbracht. Hatten nach Wochen endlich wieder brauchbares WIFI, so konnte ich unsere Seite wieder pflegen.
In Delta Junction ist der Alaska Highway zu Ende, nach 1422 Milen, das sind 2288 km.